Wer will schon meditieren!? 5 + 1 Tipps, wie es sicher nicht klappt

Regelmäßiger Meditation wird nachgesagt, zu einer “positiven Veränderung im Denken, Fühlen und Erleben” (Quelle: Wikipedia) zu führen. Sogar wissenschaftliche Studien sollen das belegen. Wie gefährlich! Veränderung! Igitt!

Wer will schon Veränderung, nicht wahr? Schon gar nicht im eigenen Denken, Fühlen und Erleben. Da ist man ja gar nicht mehr man selbst. Dass das vermeintliche “Selbst” oft so ganz und gar nicht dem wahren Wesen entspricht sondern bei vielen ein Sammelsurium aus nicht mehr hilfreichen Bewältigungsstrategien (aka coping mechanisms), ausgedienten Glaubensmustern und nicht hinterfragten Verhaltensweisen ist, lassen wir mal dahin gestellt.

Jedenfalls wird heutzutage viel über Meditation gesprochen. Empfohlen wird diese gefährliche, lebensverändernde Praxis sogar. Damit es bei dir nicht irrtümlich klappt, hab ich hier ein paar wichtige Tipps für Einsteiger zusammengestellt.

Tipp 1: Achte unbedingt auf komplizierte Vorbereitung

Das kann gar nicht genug betont werden! Je komplizierter die Vorbereitung, umso garantierter ist das Scheitern. Konzentriere dich also besonders darauf.

Such dir zum Beispiel einen nur mit viel Aufwand erreichbaren Ort, an dem du meditieren willst. Denk daran, dass du dich auch selbst unbedingt entsprechend vorbereiten musst: Wasche dich mit Wasser vom anderen Ende der Welt. Trage Salben auf deine Haut auf – unbedingt selbst angesetzt und die Blumen und Kräuter selbstverständlich aus dem eigenen Garten vom Samen weg gehegt. Wähle die unbequemsten Gewänder, die du dir vorstellen kannst.

Tipp 2: Es gibt nur eine einzige Art, richtig zu meditieren

Welche? Na das sagt dir schon der: die richtige Guru.

Lass dich nicht verwirren, wenn jemand wie ich von verschiedensten Richtungen und Arten der Meditation erzählt. Dir fällt es schwer stillzusitzen? Dann ist das ganz eindeutig dein Weg!

Bewegung hält dich von Entspannung ab? Sorge auf keinen Fall für eine bequeme Position. 

Klang lenkt dich zuverlässig ab? Achte bloß darauf, beim Meditieren keine Stille auftreten zu lassen!

Du meinst, das sind ja schon verschiedene Arten der Meditation für den Anfang? Shhhh, lies den ersten Satz von Tipp 2 nochmal.

Tipp 3: Meditation funktioniert nur mit den richtigen Accessoires

Räucherwerk von den First Nations, Klangschalen aus Nepal, Sitzkissen aus Peru, Heilsteine aus aller Welt – sonst brauchst du ja gar nicht anzufangen. Jetzt mal ehrlich, nimmst du das Ganze überhaupt ernst?

Also bevor du überhaupt daran denken kannst, dich zum meditieren zurückzuziehen, geh auf die Jagd nach den besten rituellen Gegenständen. Plündere dein Bankkonto. Dein:e Guru (siehe Tipp 2) hat sicher das richtige bei der Hand, zufällig – und nur nach entsprechender Einführung versteht sich.

Tipp 4: Klammere dich an Gedanken

Du willst tatsächlich all in gehen? Du bist ja hartnäckig. Ok, wenn du trotz all den Tipps die Vorbereitungsphase übersprungen hast und so irrtümlich bis zu den ersten Minuten Meditation gekommen bist, halte jetzt unbedingt deinen Kopf als führende Kraft fest. Geh die Einkaufsliste durch, suche nach dem letzten ärgerlichen Satz im Supermarkt und hast du eigentlich diesen einen Fehler im Kindergarten schon vergessen?

Spür unbedingt jede Falte deiner Kleidung, die sich in deine Haut drückt. Und überhaupt, solltest du nicht schon längst entspannt sein? Immerhin sitzt du doch schon seit 5 Atemzügen hier. Das führt uns direkt zu …

Tipp 5: Baue Erwartungen auf, je höher desto besser

Du kämpfst seit Jahren mit sich ständig drehenden Gedankenkarussells? Die sind bei den ersten Atemzügen der ersten Meditation sofort weg. Lass dir da nichts anderes einreden. Genauso ist der Lotussitz 30 cm über dem Boden schwebend die natürlich Körperhaltung für Meditation. Das weiß doch jeder.

Du bist auf der Suche nach Antworten in deinem Inneren? Die sind ja eh schon immer da. Frag einfach und du kriegst sie. Nicht? Perfekt, denke unbedingt genau darüber nach, warum dir das verwehrt wird.

Bonustipp: Erzähle jedem:r, dass Meditation Humbug und Woowoo ist

Und überhaupt, für dich ist sowas ESOTERISCHES ja schon mal gar nix. So bist du ordentlich motiviert, es ja nicht klappen zu lassen. Wie würdest du denn dastehen, wenn du´s versuchst, es funktioniert und führt am Ende noch zu Ergebnissen, die dich glücklicher, zufriedener, selbstsicherer, achtsamer, freundlicher, liebevoller, stärker, selbstbewusster, fokussierter, entspannter und mehr sein lassen? 

Jetzt mal ehrlich: Ein einfacher Einstieg

Ok, du hast genug von so viel Ironie und wünschst dir einen einfachen Einstieg? Mit Meditation zu beginnen ist wirklich keine Hexerei. Tatsächlich geht es erstmal darum, mit sich selbst allein zu sein. Das sind wir oft nicht gewohnt, deshalb gibt es so viele Zugänge und Hilfestellungen dafür:

  • Eine Kerzenflamme oder ein Gegenstand, um den Gedanken einen Fokus zu geben.
  • Atemzüge beobachten.
  • Atmung in bestimmten Rhythmen lenken.
  • Den Körper durchgehen, wie fühlt sich jeder Körperteil gerade an.
  • Monotone Musik zum anhalten.
  • Monotone Bewegung, etwa von einem Bein aufs andere wiegen.
  • Angeleitete Meditationen.

Das sind nur einige Beispiele. Probiere aus, wie sich das für dich anfühlt. Ich meditiere beispielsweise nicht immer gleich. Durch das herumprobieren habe ich ein Gefühl dafür bekommen, wann welche Art besser für mich funktioniert.

Also, nimm dir für die nächste Woche 2-5 Minuten täglich Zeit, mit dir allein zu sein. Zeit für dich. Damit ist der erste Schritt getan.

Du kannst das.

Disclaimer: Was ich in den 5+1 Tipps überspitzt formuliert habe, sind teilweise durchaus berechtigte Praktiken. Bestimmte Vorbereitungen können bestimmte Ziele verstärken und unterstützen. Sie sind nur nicht zwingend notwendig – und halten eben besonders Einsteiger oft davon ab, Meditation überhaupt auszuprobieren.

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