Wie du in 5 Schritten aus einer Kleinmach-Geschichte eine Powerstory machst

Unser Gehirn ist fantastisch. Es erzählt uns Geschichten. Ständig. Über alles. Auch über uns selbst. Manche dieser Geschichten geben uns Kraft und Mut und Zuversicht und Freude, eine Powerstory neben der anderen. Manche halten uns eher klein.

Wie du nun so eine Kleinmach-Geschichte zu einer echten Powerstory umschreibst, hab ich hier in 5 Schritten zusammengefasst.

Jede Information wird zur Geschichte

Was verpackt unser Gehirn denn eigentlich in diese Geschichten? Jede Information und Erfahrung, alles, was es beobachtet, hört, erfährt, lernt, die zugehörigen Gefühle – all das wird verarbeitet, verknüpft, mit vorhandenem Wissen verbunden und zu einer Geschichte verwoben.

Und das besonders geniale an Geschichten ist – sie können umgeschrieben werden. Ich geb euch mit einer persönlichen Geschichte auch gleich ein Beispiel in Kurzfassung.

Schritt 1: Finde deine Geschichte

Kleinmach-Geschichten sind manchmal recht raffiniert. Sie verstecken sich hinter Sicherheit, Wohlfühl-Zonen, vermeintlichen Garantien. Und das wollen sie auch. Auch wenn es vielleicht nicht so wirkt – auch sie wollen Gutes für dich. Sie haben nur andere Vorstellungen.

Also, welche Geschichte hält dich immer wieder davon ab, etwas zu tun, das dich eigentlich interessiert? Bei welchen Gelegenheiten würdest du gern “Ja” sagen, winkst dann aber ab, weil die Geschichte in deinem Kopf dich klein hält?

Bei mir war das die Geschichte: Ich bin einfach nicht sportlich.

Schritt 2: Schreib sie auf, in allen Details

Nimm dir ruhig Zeit dafür. Und dann schreib die Geschichte auf, in allen Details. Alles, was dir dazu einfällt. Ein paar Impulsfragen dazu:

  • Was bedeutet sie für dich?
  • Wann fängst du an, sie dir zu erzählen?
  • Wer hat dir die Geschichte als erstes erzählt?
  • Wann hast du sie zum ersten Mal erlebt – wo ist ihr Ursprung?
  • Welche Beispiele in deinem Leben bestätigen diese Geschichte?

Beispiel: Meine Kleinmach-Geschichte: Schon in der Schule hat mir der Lehrer erklärt, dass ich nicht sportlich bin. Das Rundenlaufen zum “aufwärmen” hab ich gehasst. Wenn Freunde mich einladen und körperliche Aktivität ist involviert, bleib ich lieber allein daheim – weil ich bin ja einfach nicht sportlich. Ich bin eh immer die Langsamste, komm gleich außer Atem und halt alle nur auf. Da verderb ich denen noch den Spaß, und mir selbst machts ja eh auch keinen.

Anmerkung: Es kann durchaus sein, dass hier starke Emotionen hochkommen. Das ist ok. Die dürfen da sein, immerhin stauen sie sich seit dem Entstehen der Geschichte an. Scheu dich nicht, hier Begleitung zu suchen, wenn es sich nach zu viel anfühlt.

Schritt 3: Ab auf den Prüfstand – ist das alles wahr?

Kleinmach-Geschichten sind niemals allgemeingültig! Dieser Prüfung halten sie schlichtweg nicht stand. Oft geht es um Perspektivenwechsel oder auch nur darum, den Filter vor den Augen abzulegen.

Impulsfragen:

  • Trifft das immer zu? Ist das immer wahr, in jeder Situation?
  • Hat der Mensch, der diese Geschichte das erste Mal erzählt hat, vielleicht etwas ganz bestimmtes gemeint? Könnte das wahr gewesen sein? Lässt sich das tatsächlich verallgemeinern auf jede einzelne Situation?
  • Wie lässt sich der Titel deiner Story differenzieren?

Beispiel: Schon im Sportunterricht gabs Dinge, die mir Spaß gemacht haben: Schwimmen und Volleyball, Ringeturnen war auch lustig. Sogar Sachen wie Barren oder Stangenklettern fand ich ganz ok. Hm, also gibt es Sport, der mir Spaß macht. Als der Lehrer das zu mir sagte, ging es um Ausdauersport und Leichtathletik. Und Laufen tu ich immer noch nicht gern. Es liegt mir einfach nicht. Also hat er die Wahrheit gesagt – aber die ist eben nicht allgemeingültig. 

Schritt 4: Was gibt es noch, wie könnte deine neue Geschichte lauten?

Lächelst du schon? Mich hat der veränderte Blick auf die Story schon aufgerichtet. Vielleicht kannst du spüren, wie dein Inneres Ich, das so gern etwas ausprobieren und tun möchte, hoffnungsvoll den Kopf hebt.

Dann wirds Zeit, deine neue Geschichte zu formulieren. Du könntest zum Beispiel so beginnen: Ja, in dieser bestimmten Situation ist die alte Geschichte wahr. Und es gibt unzählige andere, in denen sie nicht stimmt. Ich bin neugierig auf… Ich freue mich darauf, xy auszuprobieren. Ob mir yz Spaß machen könnte? Mal sehen, wo ich xy lernen kann.

Beispiel: Ja, Ausdauersport und Laufen sind nicht mein Sport. Und es gibt so viele andere Sportarten. Einige machen mich neugierig, manche möchte ich gerne ausprobieren. Und von einigen weiß ich bereits, dass sie mir Spaß machen. Ich freue mich darauf, sie wieder öfter auszuüben. Es ist ok, wenn ich nicht jeden Sport machen möchte – und ich bin für alles, was mir Spaß macht, sportlich genug.

Anmerkung: Manchmal dreht sich der Kopf im Kreis und tut sich schwer damit, etwas außerhalb der alten Geschichte zu erkennen. Ein Gespräch mit Menschen deines Vertrauens oder die Unterstützung einer Begleiterin wie mir kann da Bewegung reinbringen.

Schritt 5: Die Kirsche für die Powerstory, das Tüpfelchen auf dem i

So viele Möglichkeiten, die diese neue Geschichte eröffnet. Liebst du deine Story schon? Dann lass uns der Powerstory noch das Sahnehäubchen mit Kirsche verpassen.

Finde Beispiele, die deine neue Geschichte bestätigen. Große und kleine. Schreib sie auf, in allen Details. Erinnere dich an Umgebung, Farben, Gerüche, Geräusche und wie du dich dabei gefühlt hast. Nimm dir dafür ruhig die nächsten ein, zwei Wochen täglich Zeit und schreib weitere auf. Vielleicht wirst du überrascht, wie viel Bestätigung du eigentlich schon hast.

Beispiel: Ich war mit der Volleyballschulmannschaft auf Turnieren und hab dabei ordentlich Punkte gemacht. Tanzen hebt meine Laune einfach immer. Eine ganze Wanderreise (fast 100 km) hab ich für mich gebucht – und unglaublich genossen (vielleicht ist das mit der Ausdauer auch noch differenzierbar *lach*). Ich hab Bouldern, Bogenschießen, Kraftausdauer und Aerobic im Fitnessstudio, Boxen und sogar Poledance ausprobiert und mehr oder weniger lang betrieben – und werd einiges auch wieder machen. Und es gibt total viel, das ich noch austesten möchte 🙂 Ich freu mich auf Slacklinen, StandUpPaddling, viel mehr Wandertouren, endlich wieder bouldern und seit neuestem sogar Radfahren (schon das schicke Radbild bei 12 von 12 im Juni entdeckt?).

Bonusaufgabe: Fang an, deinen Freunden, deinem Umfeld von deiner Begeisterung zu erzählen. Schau dich um, wo du die ein oder andere Möglichkeit deiner neuen Story ausprobieren oder umsetzen kannst. Oft sind sie dir schon viel näher als du denkst.

Viel Spaß mit deiner neuen Geschichte über dich. Und wenn du magst, teil doch deine Powerstory in den Kommentaren.

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